Glasmuseum Frauenau

Leben und Arbeiten mit Glas

 

 

 

 

„Das Museum, das wird so aufgebaut wie die Gistl-Hütte früher war, innen waren der Ofen und die Glasmacher, und außen herum waren die Veredelungstätigkeiten und ganz außen herum waren die Hüttenhäuser, die Wohnungen. Das war ja so aufgebaut. So zentral der Ofen, so wird das Museum auch, und das passt eigentlich.“

 

Karl Straub, Frauenau, 2004

 

 

Mit den Augen der Glashüttenleute nehmen wir Einblick in das Leben und Arbeiten mit Glas im Bayerischen Wald und im Böhmerwald.

Als Modell für diese Abteilung diente uns eine Grafik der von 1924 bis 1926 in Frauenau erbauten Glasfabrik des Isidor Gistl. Idealtypisch lassen sich hier die Arbeitsabläufe und Lebenszusammenhänge einer Glashütte nachvollziehen.

 

  • Alles dreht sich um den Glasofen: Hier brennt das Feuer, wird das Glas geschmolzen. Hier arbeiten die Glasmacher, aber auch Ofenmaurer und Schmelzer. Hier werden die Gläser geblasen, gekühlt und nachbearbeitet.

 

  • Im Umkreis der Ofenhalle sind weitere Gebäude angeordnet: Die Werkstätten der Glasveredeler, die Nebenwerkstätten, Räume für Lager, Versand, Vertrieb und Verwaltung.

 

  • Um diese Fabrikanlage legt sich ein dritter Ring: Die Glashüttenherrenvilla, die Arbeiterwohnhäuser und landwirtschaftlichen Anlagen verweisen auf das Alltagsleben der Familien, auf Nebenerwerb, Versorgung und Freizeitgestaltung. Das Glashüttenwirtshaus und ein großer Festsaal erzählen von einem reichen Kulturleben.

 

Vom Bildende her fährt die Eisenbahn ein: Sie bringt das Glas hinaus in die Welt, von dort kommen Menschen, neue Ideen und Bedürfnisse.

 

 

Was Sie hier im Inneren des Glasmuseums sehen, ist keine nachgebaute Glashütte. Es ist ein Raum der lebendigen Erinnerung der Glashüttenleute, ein Raum des Gedächtnisses unserer Glasregion.

Hier haben wir Zeugnisse aus der Vergangenheit und der Gegenwart der Glasmacherei und des Glashüttenlebens zusammengetragen, so wie wir sie in den Jahren 1999 bis 2005 vorfanden. Aus neun Glashütten des Bayerischen Waldes und Böhmerwalds kamen Arbeitsgeräte und Werkzeuge, manche direkt aus dem Gebrauch, manche waren schon beiseite gelegt. Aus Fotoalben und privaten Archiven wurden Bilder und Dokumente zur Verfügung gestellt, vieles fand sich im Alltagsleben, auf Anschlagtafeln oder in der Tageszeitung.

 

Mit über 50 Männern und Frauen aus verschiedenen Glasberufen führten wir Interviews, aus denen alle Texte dieser Abteilung entnommen sind. Die Glashüttenleute selbst erzählen in der Ausstellung über ihre Arbeit und die vielen Hände, die an jedem Glas beteiligt sind. Sie berichten vom Alltagsleben der Glashüttengemeinschaft und geben ihre Erfahrungen, Einschätzungen, Ängste und Hoffnungen wieder. In ihren Erinnerungen mischen sich die Zeiten. Vieles ist Vergangenheit, vieles kann in der Gegenwart noch erlebt werden. Vieles wandelt sich, die Zukunft ist offen. Ein festgehaltener Augenblick in der Glasgeschichte.

 

Katharina Eisch-Angus, Jörg Haller

 

(Einführungstext aus dem Glasmuseum Frauenau)